„Kronach ist ein Sündenpfuhl!“

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Aufführung „Das Gasthaus an der Haßlach“ durch die Theatergruppe der Mittelstufe am Frankenwald-Gymnasium

Mit drei begeisternden Aufführungen von Stefan Schroeders Kriminalkomödie „Das Gasthaus an der Haßlach“ entführen die Schauspieltalente des Mittelstufentheaters des Frankenwald-Gymnasiums kurz vor Ferienbeginn und unter der Regie von Katharina Bühner in die schwarz-weiße Welt der berühmten Edgar-Wallace-Verfilmungen. Am Ende sorgt nicht nur jede Menge Lokalkolorit für Farbe auf der kleinen Studiobühne des FWG. Vor allem den vier Hauptdarstellerinnen verlangt das Stück alles ab.

Kronach. „Kronach ist ein Sündenpfuhl... ein Tempel des Lasters! Hinter jeder Ecke lauert es... das Böse... der niedere Beweggrund in menschlicher Gestalt!" Kronachs Polizeipräsident ist außer sich. Immerhin hält eine beispiellose Mordserie die Stadt im Atem. Verantwortlich hierfür ist die „Schwarze Hand“, ein Mörder und Juwelenräuber. Er tritt immer dann auf, wenn keiner damit rechnet. Der Polizeipräsident (Felix Zeuß) schickt hier für seinen besten Mann in den Ring: Inspektor Platt (Emily Pötzinger) und seine unerschrockene Polizeiobermeisterin Derrick (Paula Hoderlein). Doch der Maskierte ist der Polizei stets einen Schritt voraus und hinterlässt überall sein Markenzeichen: einen schwarzen Handabdruck.

Unter diesen Voraussetzungen entwickelte sich an gleich drei Abenden echte Krimi-Atmosphäre auf der kleinen Studiobühne des FWG. Morde gab es dabei wie am Fließband und wurden immer wieder durch das Einspielen des Queen-Klassikers „Another one bites the dust“ passend musikalisch umrahmt. Dass die Textvorlage dabei den Kronacher Gegebenheiten angepasst wurden und somit beispielsweise das Amtsgericht oder die Festung Rosenberg mittels Hintergrund-Malerei auf die Bühne gezaubert wurden, machte einen Teil des Charmes der Inszenierung mit dem von Katharina Bühner, Mirjam Gwosdek und Chiara Mitter entworfenen Regiekonzept aus. Der andere Teil wurde durch das konsequente Festhalten am „Schwarz-Weiß“-Schema erreicht. Ganz im Stile der alten Edgar Wallace-Verfilmungen waren alle Figuren in Schwarz-Weiß gekleidet. Und auch das Bühnenbild folgte diesem Verfremdungseffekt konsequent nach. Erst als die „Schwarze Hand“ am Ende durch den Tod der Gräfin Penelope Philomena Rose (Marisa Blinzler) entlarvt wurde, schmückten bunte Bühnenelemente das Gesamtbild, und sowohl Polizeiobermeisterin Derrick und der Pathologe (Felina Bauer) als auch Inspektor Platt und Cora Renfordt, Sekretärin des Polizeipräsidentin (Paula Hoderlein), fanden Raum und Zeit, sich ihre gegenseitige Zuneigung zu gestehen. Befreit von der „Schwarzen Hand“ konnte somit auch Kronach wieder aufatmen und aufblühen.

Bis es soweit war, mussten die Ermittler einige Irrungen und Wirrungen hinter sich bringen. Gleiches galt auch für das Publikum. Es rätselte nicht nur wie die Polizei, wer der Mörder sei, und wurde dabei gleich mehrfach, beispielsweise durch gefräßige Raubkatzen und zwielichtige Gestalten mit Augenklappe, auf die falsche Fährte geführt. Da das von Stefan Schroeder geschriebene Stück darüber hinaus vorsieht, dass gerade einmal vier Schauspieler in einen Großteil der insgesamt 40 Rollen schlüpfen, schien die komplette Verwirrung unausweichlich. Felina Bauer (Harry Blei, Vollbart, Butler Viktor und Pathologe), Paula Hoderlein (Cora Renfordt, Polizeiobermeisterin Derrick und Wirtin im Gasthaus), Emily Pötzinger (Inspektor Platt und Hugo Haspe) und allen voran Marisa Blinzler (Gräfin Penelope, Entführer, Zeitungsjunge, Juwelier Garenfeld, Sängerin, Schwarze Hand) spielten ihre unterschiedlichen Rollen aber derart einprägsam und überzeugend, dass es dem Publikum ein Leichtes war, in diesen permanenten Rollentausch mit einzutauchen. Vor einer solchen schauspielerischen Leistung konnte man schlichtweg nur den Hut – beziehungsweise die englische Melone – ziehen. Zusammen mit zehn weiteren Schauspieltalenten in teils tragenden Nebenrollen, einem liebevoll entworfenen Bühnenbild voller kreativer Requisiten und Kostüme und einer professionellen Licht- und Tontechnik des Arbeitskreises Technik unter der Leitung von Ute Walter entwickelte sich so auf der Bühne ein kurzweiliger und niemals langweiliger Wettlauf gegen die Zeit, an dessen Ende nicht nur die Enttarnung der „Schwarzen Hand“, sondern vor allem der tosende Applaus eines restlos begeisterten Publikums stand.

-mts-

 

Weitere Rollen:

„Graf Archibald“: Felix Zeuß

„Gloria Bredelle“: Magdalena Pittroff

„Hektor“: Arthur Backer

„Rechtsanwalt Eppenhauser“: Louise Gwosdek

„Max Halden“: Nele Sünkel

„Ritterrüstung“ und „Skelett“: Philipp Mitter

„Mann mit Schirm und Melone"“: Felix Blinzler

„Die Schwarze Hand“: u.a. Lilly Barnickel, Emma Vetter

„Stimme der Schwarzen Hand“: Theodor Zimmer

„Ganoven“: u.a. Milena Gack, Emilia Kestel

„Polizisten“: u.a. Sarah Ultsch, Lena Schelbert

-mts-

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